Wendepunkte

 

 

Wendepunkte: Wir alle geraten an sie; stehen zuweilen vor ihnen wie vor einer Mauer - die, so variabel wie das Leben - aus Beton, Draht, Gras, Gefühlen - ja, aus allem Möglichen bestehen kann. 

 

Interessant ist dabei stets, wie wir - in unserer Einzigartigkeit, unserer Individual(identi)ität, darauf reagieren. Welche Strategien und Mechanismen zu Trage kommen, um die Art der Drehung zu gestalten. In meinem Fall geschieht dies oftmals in Kombination meiner Mitmenschen.

 

Menschen - in ihrem bloßen Dasein - haben mich schon immer fasziniert und mich zu ,,mehr" streben lassen. Sie stellen für mich das größte aller Güter dieser Erde dar. Bereichern mich, berühren und faszinieren mich. Und schlussendlich wohnt in ihnen die Quelle inne; meine Quelle für Veränderung: Inspiration.

 

Wie zu erwarten begann die jüngste und noch immer anhaltende Inspiration beim Laufen. Da ich in den vergangenen Monaten oftmals mit LaufpartnerInnen lief, entstanden zahlreiche Gespräche über Motivationen, Lebensführungen, spezifische Wahrnehmungen. Der Kern allen Austauschs lag im jeweils Einzelnen. Begünstigt durch den Flow, das ,,Läufer-Hoch" nahm ich die, mit mir geteilten Informationen sehr intensiv auf und wahr; Worte hallten in ihrem Klang und dessen Bedeutung nach, setzten sich fest und berührten mich emotional. Nicht selten forderten sie Reflexion meinerseits; führten zur kritischen Betrachtung des ,,großen Ganzen". 

 

Wie wir mithilfe des Laufens Wendepunkte in unserem Leben gestalten können

 

Geraten wir an Wendepunkte, so ist eine Gestaltung dessen sehr individuell. Im Folgenden möchte ich euch parallel dazu mit auf den Weg zu einer möglichen Herangehensweise nehmen; die des Laufens. Dabei kann das Laufen selbst einen Wendepunkt ermöglichen oder einen solchen in seiner Gestaltung (positiv) beeinflussen.

 

Unterstützt wurde ich in solchen Gedanken durch das Buch ,,Run for your Life" von Wiliam Pullen. In diesem wird die Verbindung zwischen Achtsamkeit und Bewegung anhand der dynamischen Laufmethode skizziert. Ein Transfer zwischen Verhaltenstherapie und Bewegung wird hergestellt. Die Vergegenwärtigung unseres IST-Zustandes mithilfe von bodyscan (wie fühle ich mich physisch und psychisch) , der Wahrnehmung von Raum und Zeit (in welcher wir uns gegenwärtig befinden) sowie der Fokus auf einzelne Lebensbereiche summieren sich zu einem Konglomerat und Ausgangspunkt eines jeden Laufes.

 

Meine Interpretation & Herangehensweise

 

Wie bereits beschrieben, ermöglicht der Flow, das Läufer-Hoch, während des Laufens eine bestimmte Grundstimmung. Oftmals geht mit solchem eine Art von Leichtigkeit - für mich die Möglichkeit des kognitiven Schwebens - einher. Wird mithilfe dieser positiven Energie ein Lebensthema, eine Situation oder ein Problem forciert, so gestaltet sich meines Erachtens die Betrachtungsweise automatisch deutlich neutraler, als wenn diese Aspekte im Ruhemodus einer Person bedacht werden. Insbesondere zu Impulsivität und Depressivität neigende Verhaltensweisen bedürfen einen neutralen bzw. positiven Ausgleich, den der Flow - ermöglicht durch das Laufen - darstellen und bieten kann. 

 

Während der Bewegung kann entsprechendes Thema immer wieder forciert werden, potentielle Optionen, Änderungswünsche und Strategien bedacht werden. Die Grundhaltung dabei bleibt neutral und lässt den Läufer/ die Läuferin nicht ,,nach Oben schießen" wie ein Pulverfass. Werden aversive Gefühle wahrgenommen, so biete die Laufaktivität eine unmittelbare Umsetzung solcher Energie in den Lauf selbst. Auch negativ wahrgenommene Stimmung kann somit in positive Energie umgesetzt werden; während des Laufens geschieht dies permanent. 

 

Was andere Menschen dazu sagen

 

Zum Thema Laufen gibt es ebenso viele Meinungen wie zum Leben selbst. Wichtig dabei scheint: Alle dürfen bestehen, haben in ihrem Kern Daseinsberechtigung. Außerdem existieren immer mehr Meinungsbenennungen über die metaphorische Ausdrucksform des Laufens und deren Funktion. Die Verbindung zwischen Psyche und Bewegung ist zentral.

 

So beschreibt Kilian Jornet das trailrunning als Kunstform, in welcher er expressionistisch agieren kann. Kunst wiederum meint für mich die Ausdrucksform von Inspiration und kann sich in nahezu allen Lebensbereichen wiederfinden. Auch Pullen bezieht in seinem Buch Stellung zu diesem Wirkungsgeflecht indem er als Psychologe + Läufer beschreibt, wie mithilfe der dynamischen Laufmethode mentale Missstände behoben werden können und Personen - langfristig gesehen - zu einem ausgeglichenerem Leben gelangen können. Diese Erkenntnis, so Pullen, wirkt sich sowohl positiv auf die agierende Person, als auch auf das Umfeld aus. Veränderungen, der Wechsel von Perspektiven und das Erlernen weiterer Strategien begünstigt wiederum die positive Begegnung zu unseren Mitmenschen; Inspiration findet statt. Es war Bob Dylan der im Zuge der Kunst von einer ,,höchsten Zweckmäßigkeit" sprach, indem er sagte: ,,The highest purpose of art is to inspire. What else can you do? What else can you do for anyone but inspire them?" Deutlich wird, dass - wenn wir das Laufen ebenso wie Jornet als Kunstform bezeichnen - solcher Definition Inspiration inne wohnt. Eben solche ist es, die uns selbst - aber auch gleichzeitig unser Umfeld - nach weiteren Möglichkeiten streben lässt.  

 

,,Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen" - Kant (...und habe außerdem Mut, dich Wendepunkten zu öffnen und Veränderungen zuzulassen)

 

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