Philosophie des Laufens

,,Ich denke, also bin ich"

 

So beschreibt der Philosoph Rene Descartes unsere Erkenntnisfähigkeit - weiter gedacht - unser Dasein.  Dabei stets bedacht auf das Individuelle unter einer normierten Welt versuchten/ versuchen sich er und viele weitere Philosophen an der Erklärung unserer Existenz. Aber was liegt solcher tatsächlich zu Grunde; gibt es an dieser Stelle überhaupt ein ,,Tat-sach-liches"?

 

Werden Personen beobachtet, kommunizieren und interagieren solche miteinander, so ist immer wieder das hohe Maß an Individuellem zu bemerken. Kein Mensch gleicht dem Anderen - und doch sind wir auf eine sehr starke, intensive und natürliche Art und Weise miteinander verbunden. Wieso?

 

Wir sind Menschen; vernetzt durch das Mensch-Sein.

 

Das klingt logisch und scheint einleuchtend - ist aber noch lange kein Garant für ein friedvolles Miteinander; zu unterschiedlich gestalten sich zuweilen unsere Meinungen, Verhaltensweisen, Affinitäten und Aversionen. Hinter allem liegend der Motor: Sinn.

 

Wie wird Sinn für uns greifbar(er)?

Das Thema ,,Sinn" ist so weitläufig wie sich der Hardrock Hundred Mile Endurance Run anfühlen muss: Lang, nie-enden-wollend, Höhen-und-Tiefen-beinhaltend und unfassbar großartig. Aus solchem Grund erhebt solcher Artikel in keiner Weise den Anspruch auf absolute Gültigkeit, Vollständigkeit und Allgemeinheit. Was im Folgenden erlesen werden kann ist eine subjektive Sichtweise, geprägt durch die Faktoren Zeit, Mensch und Umwelt. 

 

Kognition

Sicherlich gibt es viele unter uns, die sich eher als ,,Kopfmenschen" bezeichnen würden; ihren Alltag gedanklich planen, Entscheidungen - deren Herangehensweise und Vollzug genau überlegen; Pro + Contra abwägen. Menschen mit solcher Tendenz überlegen eher, was für sie stimmig, unpassend und somit sinnig ist. Hier kann ein Sinn über Gedanken, Vorstellungen und Wahrnehmungen erfolgen. Doch nicht alle Menschen würden sich in diesem Sektor verordnen (wenn wir denn an solchem Punkt eine Art Eingrenzung vornehmen möchten).

 

Praxis

Zwischen Theorie (Kognition) und Praxis gibt es etliche Zwischenstufen, auf einer Art Strahl - der die Millionen von unterschiedlichen Herangehensweisen der Menschen darstellen könnte. Aus solchem Grund gibt es nicht ausschließlich Kopf- und Praxismenschen. Dennoch unterscheiden sich beide (Extrem-) Pole voneinander. So könnten praxisorientierte Personen viel eher über das Ausprobieren, sprich das ,,Tun" an eine Erkenntnis von Sinn gelangen, wenn sie denn Interesse daran haben. Dinge zu versuchen, Unterschiedliches zu testen - kann ein Gefühl dafür vermitteln, wo Präferenzen und Aversionen liegen. 

 

Warum die Erkenntnis von Sinn (-reich) ist 

Ein ausgewogenes und für sich stimmiges Leben zu führen bedeutet nicht zwangsläufig zu wissen, worin für den jeweils Einzelnen der Sinn inne wohnt. Dennoch kann eine solche Vergegenwärtigung den Weg positiv beeinflussen, den wir gehen. 

Dabei kann ,,Sinn" ein Ziel, eine Richtung aber auch ein Thema sein, zu dem wir uns im besonderen Maße verbunden fühlen. Sind wir uns dessen bewusst, so können wir versuchen, uns zu nähern. Heranpirschen - ganz langsam und sachte - oder konfrontativ, schnell und intensiv. 

Menschen, die sich über den Sinn ihres Daseins im Klaren sind - die wissen, wohin sie wollen und wo ihre Präferenzen des Seins liegen, erscheinen oftmals zufrieden und ausgeglichen. Faktoren, die ein ausgewogenes Leben durchaus begünstigen können. 

 

Philosophie des Laufens

Die Erfahrung und Beobachtung zeigt - die Wissenschaft belegt: Wer sich regelmäßig bewegt, ist ausgeglichener. Kombiniert mit einer ausgewogenen und gesunden Lebensführung bilden wir die Grundlage, von welcher aus unsere Kognition sowie praxisorientiertes Agieren stattfinden kann. Gehen wir einen Schritt weiter und kombinieren Kognition, Praxis und Bewegung - so begeben wir uns potentiell in einen Zustand, den ich als ,,Freigeist" bezeichnen möchte. Basierend auf Grundlage der Dynamik entsteht nun ein Wirkungsgeflecht von Kräften: Durch physiologische Anregung (Bewegung) tun wir, betätigen uns. Das setzt Endorphine frei und baut Cortisol (Stresshormone) ab; wir werden gelassener; Kognitionen werden mitunter anders interpretiert. Solchen Zustand können wir nutzen, um uns unserer, ganz eigenen Sinnhaftigkeit zu widmen. 

 

,,Soll ich meinen Job, der zwar ganz nett aber nicht umwerfend ist kündigen oder bleibe ich lieber auf Nummer Sicher und verharre auch die nächsten Jahre dort?; Was hält mich an meiner Arbeitsstelle, worin liegen für mich die Kritikpunkte?"

 

,,In meiner Partnerschaft fühle ich mich wohl. Mein(e) PartnerIn wünscht sich Kinder. Bin ich dazu bereit? Möchte ich überhaupt Kinder haben?"

 

,,Ich möchte arbeitstechnisch eine Auszeit nehmen und eine lange Reise bestreiten. Ich habe Angst vor dem finanziellen Verlust. Was überwiegt für mich: Der Wunsch nach Selbstverwirklichung oder die Angst, ohne Geld da zu stehen?"

 

 

Solche Gedanken während einer Bewegungseinheit für sich zu thematisieren kann neue Türen öffnen und weitere Möglichkeiten offerieren. Dabei abzuwägen, wo Pro + Contra eines jeweiligen Themas liegen stellt sich als sinnvoll dar.  

 

Wie zu bemerken, ist ,,Sinn" allgegenwärtig. Unser allergrößter, so empfinde ich, liegt in unserem bloßen Dasein, unserer Existenz. So schrieb bereits Walt Whitman...,,Ich und mein Leben, die immer wiederkehrenden Fragen, der endlose Zug der Ungläubigen, die Städte voller Narren. Wozu bin ich? Wozu nutzt dieses Leben? Die Antwort: Damit du hier bist. Damit das Leben nicht zu Ende geht, deine Individualität. Damit das Spiel der Mächte weitergeht und du deinen Vers dazu beitragen kannst."

 

..damit DU deinen Vers dazu beitragen kannst.

 

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