Ich und du - du und ich

Inside out. Eine Revolution! Selbige Worte finden sich auf genau dem Buch wider, das ich gerade lese.

Nicht selten kommt es vor, dass ich - passend zu der jeweiligen Lebensphase, in der ich mich gerade befinde - entsprechende Bücher lese um meine Gedanken literarisch zu begleiten und eine Art Anker indes zu finden.

 

So ist es nun auch zum jetzigen Zeitpunkt so, dass ich mich gedanklich auf einer weiteren (Entwicklungs-) Reise befinde, in der meine Gedanken sich um den Themenbereich der menschlichen (emotionalen) Interaktion drehen. Ausgelöst wurde das Interesse hierzu sicherlich durch den Aspekt, dass ich dieses  Jahr in eine Leitungsposition wechselte und schnell bemerkte, wie entscheidend ein wertschätzender, personenspezifischer Umgang mit unseren Mitmenschen ist. Gleichsam spürte ich auch, dass unser eigenes, ganz individuelles Denken uns mitunter im Verständnis unseres Gegenübers hemmt - Missverständnisse entstehen und eine Interaktion unbefriedigend verläuft oder gar die Beziehung dauerhaft negativ beeinflusst.  Spannend schien es fortan herauszufinden, wie wir unsere Kommunikation in Interaktionen attraktiver gestalten können um letztlich den größten Output für alle Beteiligten erzielen zu können. 

 

* Die Beziehung zu sich selbst

..stellt in meinen Überlegungen den Nährboden für unsere zwischenmenschlichen Interaktionen dar und war in meinem jetzigen Prozess eine erste Betrachtungsinstanz, um mich dem Themenfeld weiter zu öffnen. Ich stellte mir die Frage, wie ich mit mir selbst in Beziehung sein möchte. Mit Beantwortung der Frage stieg ich in den nächsten Punkt ein.

 

* Unser Betrachtungsweise in Interaktionen

Ich betrete ein gläsernes Hochhaus, das mit einem durchsichtigen Fahrstuhl versehen ist. Ich bin im untersten Stock und trete mit dir in den Kontakt. Ich kenne dich nicht, doch durch einen Umstand treffen sich unsere Wege. Wir setzen uns in eine Sitzecke im Foyer, in der wir uns unterhalten möchten um uns näher kennen zu lernen. Während unserer gemeinsamen Zeit erzähle ich dir davon, dass ich ein unerschöpfliches Interesse an Menschen habe - mich der Kontakt zu ihnen doch auch immer wieder anstrengt und ich zuweilen das Alleinsein dem Menschenkontakt vorziehe. Du meldest mir rück, dass diese Aussage einen Widerspruch in sich birgt und  merkst kritisch an, dass ich meine Zeit mit dir nicht verschwenden muss wenn ich sowieso lieber allein wäre.  Du denkst, ich würde die Zeit mit dir als vergeudet ansehen.

 

Du gehst zum Fahrstuhl und fährst eine Etage hinauf. Von der oberen Etage siehst du uns weiterhin in der Sitzecke sitzen und uns unterhalten. Du spürst, dass du Distanz zu der Situation gewonnen hast und dass dich meine Worte weniger persönlich treffen. Noch immer hörst du das Gesprochene - doch du hörst es auf eine, von dir distanziertere Art und Weise. Du konzentrierst dich auf den Inhalt meines Gesagten - und denkst konstruktiv darüber nach - wenngleich du dich noch immer fragst, warum ich mich überhaupt mit dir im Foyer unterhalte.

 

Abermals fährst du eine Etage mit dem Fahrstuhl hinauf. Wieder siehst du dich und mich im Foyer bei unserem Austausch sitzen. Nun aber entdeckst du auch dein beobachtendes Ich, welches auf uns im Erdgeschoss hinab sieht. Jetzt erlebst du eine weite, emotionale Distanz zwischen dem Gesagten und dir als Person. In deinen Gedanken überdenkst du den größeren Rahmen, in dem unser Gespräch stattfindet.

 

* Loslösung vom Selbst, Schritt zur Empathie

„Empathisch zu sein, bedeutet, die Welt durch die Augen der anderen zu sehen und nicht unsere Welt in ihren Augen.“ (Carl R. Rogers)

 

Um sich in Interaktionen mit unseren Mitmenschen wahrhaftig empathisch zu verhalten ist es von entscheidender Bedeutung, eine Loslösung vom eigenen Selbst stattfinden zu lassen. Legen wir persönliche Empfindungen, Wertvorstellungen und Meinungen ab, so sind wir in Gänze offen für das, was uns unser Gegenüber mitteilt. Auf diese Weise findet weder eine Be- noch eine Abwertung des Gesagten statt und wir sind befähigt, eine, auf die Person spezifische Rückmeldung zu leisten. Ferner ist es auch diese Haltung, die uns näher zur Motivation von Verhaltensweisen Anderer führt, die wir anfangs möglicherweise  nicht zu verstehen vermögen. Bob Dylans schrieb zu diesem Thema.: ,,You can't criticize what you don't understand".

 

* Die höhere Intelligenz

Betrachten wir unsere zwischenmenschlichen Interaktionen auf unterschiedlichen Ebenen - fahren wir indes mit dem Fahrstuhl im gläsernen Gebäude - so gelangen wir zu einem tieferen Verständnis unseres Gegenübers , dessen Verhalten und Ansichten. In Summe kann diese Form des zwischenmenschlichen Umgangs dazu führen, dass wir uns vom Gefühl des ,,persönlichen Angegriffenseins" (und persönlichem Leid) , Missverständnissen und Intoleranzen verabschieden können.

 

Ich und du - du und ich. Das bedeutet also dass ich dich - und du mich - in deiner Andersartigkeit sehe, anerkenne und wertschätze.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0