Laufen in der Schwangerschaft - ein Erfahrungsbericht / Teil 1

Mit dem Laufen in der Schwangerschaft verhält es sich ungefähr so wie mit dem eigenen Älterwerden: Wir beschäftigen uns erst dann damit, wenn wir selbst davon tangiert sind. Und so ist der folgende Blogartikel sicherlich nicht für alle Personen interessant. Jene aber, die gerade mit mir schwanger sind oder sich aus anderen Gründen für das Thema interessieren dürfen sich auf eine Mitnahme meines Laufens in der Schwangerschaft freuen.

 

 

Schwangerschaft - was sich verändert

 

Zunächst einmal scheint es wichtig zu sein darauf hinzuweisen, dass jede Schwangerschaft sehr unterschiedlich verlaufen kann. Irgendwie logisch, da sich auch jede Frau von der anderen unterscheidet.

 

Als ich von meiner Schwangerschaft erfuhr, war zunächst noch alles wie beim "Alten": Ich fühlte mich unverändert und bin auch, wie gewohnt, meine Strecken gelaufen. Selbst lange Läufe von mehr als 4 Stunden waren problemlos möglich. Das verhielt sich ungefähr bis zur sechsten Schwangerschaftswoche so. Dann spürte ich allmählich, dass mir sprichwörtlich die Puste ausblieb, ich beim Laufen zwischendrin stehen bleiben musste und die Laufkilometer immer weniger wurden bis ich dann schlussendlich sechs Wochen während meiner Frühschwangerschaft vom Laufen Abstand nahm. Die körperliche Veränderung war deutlich spürbar und so reagierte ich (in meinem Fall) mit täglichem Erbrechen und Kreislaufproblemen. Ja, der Körper macht ganz schön was mit in dieser Phase! Spaziergänge sollten sich bereits als kleine Challenge für mich herausstellen - wie paradox. War ich doch erst einige Wochen zuvor 100 Kilometer gelaufen. Mein Alltag bestand nun aus Entschleunigung, Arbeiten, Sitzen, Ausruhen und dabei zu versuchen, die Übelkeit irgendwie zu händeln. Gesteigerten Appetit verspürte ich nicht - generell verlor ich in dieser Zeit zunehmend die Lust auf Essen was zur Folge hatte, dass ich anfangs auch nicht merklich an Gewicht zunahm. Zum Essen musste ich etwas gedrängt werden und schmecken wollte auch Nichts so recht. Das kann vorkommen, wie ich in einigen Artikeln las. Das stereotype Bild der schwangeren Frau die über jegliches Essen herfällt traf bei mir also nicht zu. Dafür aber das klassische Bild derer, die über den Toilettensitz gebeugt ihren Mageninhalt leeren. Wenn ich mir jedoch vorstelle, was der weibliche Körper in jener Phase der Frühschwangerschaft erlebt, scheinen die Begleiterscheinungen wie peanuts. 

Mental betrachtet waren diese sechs Wochen lauffrei eine erkenntnisreiche Zeit für mich. Seit mehr als 6 Jahren gehörte Laufen - die tägliche Bewegung - zu meinem Alltag dazu. Das fiel nun weg - ebenso wie die Lust auf selbiges. Mein Körper war einfach mit anderen Dingen beschäftigt und so war ich beinahe froh, dass auch die Lust flöten gegangen war. Auf diese Weise ergab sich kein innerlicher Konflikt in mir - es fühlte sich stimmig an, zu pausieren. 

 

Da ist nicht nur ein Menschlein

Da mich die Frühschwangerschaft recht forderte machte ich mir meine Gedanken dazu, warum ich so stark auf die Schwangerschaft reagierte - konnte ich ansonsten nicht von mir behaupten, recht empfindlich auf gesundheitliche Veränderungen zu reagieren. Doch die Schwangerschaft zeigte mir eine andere Seite meines Gesundheitszustandes. Mehr und mehr wuchs in mir der Gedanke, dass 1.) etwas nicht so recht passen könnte oder 2.) da vielleicht nicht nur ein Menschlein in mir heranwächst (eine berechtigte Wahrscheinlichkeitsannahme, da mein Vater eine Zwillingsschwester hat.) Bis dato war der erste Frauenarzttermin noch ausständig also hätte Vieles möglich sein können. Als es dann endlich zu dem ersehnten Termin kam und tatsächlich die Aussage fiel, dass da, ich zitiere: ,, Oh, da sind zwa Babies drin!" - mit kroatischem Akzent - fühlte ich eine tiefe Bestätigung meines vorherigen Bauchgefühls. Ein Gefühl, was mich während der Schwangerschaft noch öfters begleiten würde. Eine Form der Intuition, die ich mir selbst nicht erklären kann. Welche aber rückblickend auch dafür entscheidend war, das Laufen für einige Zeit zu pausieren. Ich schätze schwangere Frauen spüren auf ganz natürliche Art und Weise, was ihnen dienlich und was schädlich für sie und das Baby sein könnte und entscheiden daraufhin. 

 

Intuition - eine (Schwangerschafts-) Gabe

Jene oben erwähnte Intuition ließ mich eines Sonntagmorgens aufwachen mit dem tiefen Wissen "Sarah, heute ist der Tag - heute kannst du wieder laufen gehen". So gedacht, so geschehen. Ich konnte tatsächlich wieder meine ersten Kilometer im Laufschritt vollziehen - und es fühlte sich richtig toll an. Einer solcher Läufe, der einfach nur genossen und als unbeschwert wahrgenommen wird. Genau genommen: Den wir drei zusammen genossen. Um ganz genau zu sein: Den wir vier zusammen genossen, denn der werdende Papa begleitete uns. Ich hatte die Begleiterscheinungen der Frühschwangerschaft überwunden - mir war nicht mehr permanent übel und ich aß wieder "normal". 

 

Nicht ganz voreingenommen stellte ich mir bereits die kommenden Läufe vor: Ich würde schauen, wie es "läuft" und dann langsam wieder die Distanzen steigern, so meine Vorstellung. Es sollte sich jedoch recht bald herausstellen, dass die zehn Kilometermarke in der Schwangerschaft nicht mehr überschritten werden würde. Zu viel hatte mein Körper zu leisten und zu tragen. Denn - inzwischen waren die Babies in der Wachstumsphase angekommen - trug ich bereits mehr Gewicht mit mir herum und längere Läufe fühlten sich nicht mehr angenehm an. 

 

Der IST-Zustand

..ist im fünften Monat solcher, dass ich mich eigentlich schon wie im neunten Monat fühle. Haha! Spaß beiseite. Da ich noch nie schwanger war, kann ich das wohl nicht beurteilen und lasse mich überraschen, wie es mir dann tatsächlich im neunten Monat ergeht. Der Bauch wächst gefühlt stündlich und so überschreite ich derzeit auch die fünf Kilometer Marke beim Laufen nicht mehr. Das Gewicht der zwei Menschlein, vor allem solches des unten liegenden Babys, drückt zuweilen nach unten und lässt nicht immer ein Läufchen zu. Auch hier gibt die Intuition das Geschehen vor! Mein Laufen steht nun mehr und mehr im Zeichen des Genusses, der Gesundheit, des Stehenbleibens und des Betrachtens der Umgebung. Für mich eine weitere Form an Erfahrung im Laufsektor - liebe ich es auch, mich läuferisch herauszufordern. Ich bin zuversichtlich, dass ebenfalls diese Zeiten wieder kommen werden. Derzeit genieße ich jedoch jeden gemeinsamen Laufschritt mit diesen zwei besonderen Wesen in mir. ich bin gespannt, dich und dich kennenzulernen!

 

Anbei erfahrt ihr noch ein paar Tipps & Tricks, die sich für mich während der schwangeren Laufzeit bereits als sinnvoll herausgestellt haben. 

 

Bis Bald!,

 

eure Sarah 

 

 

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Tipps & Tricks 

 

* STÜTZGURT: Vor einigen Wochen habe ich mir einen Stützgurt für den Rücken-Bauchbereich zugelegt der mich anfangs beim Laufen gut stützte - inzwischen empfinde ich den, durch den Gurt ausgeübten Druck als unangenehm - vielleicht ändert sich das aber nochmal. Vielleicht eine Probe wert? 

 

* BAUCH FESTHALTEN: Ein ratsamer Tipp für alle schwangeren Frauen ist vielleicht auch dieser, den Bauch bei bergab-Passagen festzuhalten. So wird etwas Druck von Gebärmutter und Blase genommen.

 

* TERRAIN GEWÄHLT AUSSUCHEN: Steile und schnelle downhils würde ich persönlich meiden - die Gefahr des Hinfallens und gröberer Schäden könnte zu groß für dich und dein Baby sein. Wenn du nicht mitten in der Stadt läufst hat das den Vorteil, dass du ungestört und jederzeit deine volle Blase entleeren kannst. 

 

* GRÖDEL: Da in vielen Bereichen Österreichs derzeit noch Schnee liegt oder einzelne Passagen eisig sind, empfehle ich die Mitnahme bzw. das Laufen mit Grödeln. Ich verwende hierzu die Snowline/ Chainsen Trail Spikes, die beim Laufen kaum spürbar sind und den großen Effekt mit sich bringen, dass du und dein Baby sicher unterwegs sein können. 

 

* VERPFLEGUNG: Ja, tatsächlich! Selbst bei meinen fünf Kilometer-Läufchen nehme ich mir ein veganes Gel (Ich verwende SPRING-Gels) mit um potentiellen Kreislaufbeschwerden vorbeugen zu können. 

 

* INTEGRIERE DEINEN (LAUF-) PARTNER: Nicht nur die Frau ist schwanger - auch im Bewusstsein des Partners verändert sich Einiges. Der Beschützerinstinkt scheint zuzunehmen - insbesondere durch den Umstand geschuldet, dass sich das Baby im Körper der Partnerin befindet und die Kontrolle dessen somit auch vermehrt bei der Frau liegt. Umso wichtiger erscheinen gemeinschaftliche Absprachen und Kompromisse. Auf alleinige Bergerlebnisse verzichte ich daher mehr und mehr.

 

* INTUITION: Wie bereits eingangs erwähnt profitiere ich seit meiner Schwangerschaft von einem hohen Maße an Intuition, die mich leitet. Dieser zuzuhören erwies sich bislang als sehr dienlich. 

 

 

 

 

 

 

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