Der Übergang von unstrukturiertem zu strukturierten Training: Chancen und Herausforderungen

 

 

Ja. Seit geraumer Zeit würde ich das, was ich tue, als Training im engeren Sinne bezeichnen. Doch scheint es zunächst von zentraler Bedeutung zu sein, den Begriff ,,Training" einmal näher zu beleuchten.

 

Was meint ,,Training" eigentlich?

 

Training als für sich stehende Thematik unterscheidet sich durch die drei Faktoren (Regelmäßigkeit, Systematik, Nachhaltigkeit) vom ,,Üben" und beschreibt somit u.A. einen Prozess, der die Leistungssteigerung eines Individuums zum Ziel hat. 

 

Wenn wir nun also unstrukturiert an unser Training herangehen meint dies, dass wir zwar regelmäßig immer wiederkehrende Bewegungseinheiten (Tempolauf, Ausdauerlauf, (...)) in unseren Alltag inkludieren - nicht aber Akzentuierungen, wie z.B. Intervalleinheiten vornehmen, die die Schnelligkeit, Ausdauerqualität und Sauerstoffaufnahme verbessern können. 

 

Auf diese Art und Weise sudelte ich, aus heutiger Perspektive, drei Jahre im trailrunning umher da ich mich durch Trainingspläne nicht zu sehr in meiner Freiheit einschränken wollte. Mit diesem Punkt einhergehend musste ich jedoch gleichermaßen feststellen, dass eine Leistungssteigerung nicht merklich eintrat und ich auf der Stelle umher trat. Erst meine damalige Mitgliedschaft in einem Laufverein führte dazu, dass ich mich dem strukturierten Training vermehrt zuwendete und qualitative Einheiten (Intervalle, Steigerungsläufe, Sprints) in meine imaginäre Vorstellung - sowie in die Ausübung des Laufens inkludierte. Doch zu immens empfand ich damals die vermeintliche Einschränkung von Freiheit, die durch eine Trainingsplanung eintreten kann. Heute weiss ich, dass diese eintreten kann - aber nicht muss. Aber wie vermag dies gelingen?

 

Über die Zeit entwickelte ich ein Gespür dafür, was jede Einheit im Laufsport mit sich bringen sollte und für einen nachhaltigen Nutzen auf meine Leistung haben könnte. Im Hinblick auf eigene Ziele (persönliche Leistungsverbesserung auf 10 Kilometern, Rennen, biologische Aspekte wie z.B. Stoffwechselverbesserung) machte ich mir Gedanken dazu, was für die Erreichung des jeweils einzelnen Ziels notwendig ist. In diesem Kontext konnte ich drei Prozesskategorien herausfiltern, die es (aus meiner Perspektive) stets zu bearbeiten gilt.

 

Thematisch/ Theoretische Auseinandersetzung

Aha, Zehnkilometerdistanz schneller laufen. Was bedeutet das? Was für Einheiten benötige ich? Wie oft?  Auf welchem Untergrund sollen die Läufe stattfinden? Welches Schuhwerk? Zu welchem Zeitpunkt am Tag? Nüchtern oder mit aufgefüllten Glykogenspeichern? All dies sind essentielle Fragen für die adäquate Herangehensweise an einen SOLL-Zustand und lassen sich auf jegliche Einheit im Training transferieren. Zentral erscheint dabei die thematische Auseinandersetzung/ Unterscheidung differentieller Laufeinheiten zu sein.

 

Vorbereitung/ Bodyscan

Seinen Körper auf die jeweilige Einheit vorzubereiten erwies sich für mich in der Vergangenheit als relativ bedeutsam. Die Entscheidung über das richtige Mittelmaß zwischen ,,Nun höre ich auf meine Körpersignale und interpretiere, was diese mir zu sagen haben" und ,,heute ist es wichtig, solche und jene Einheit umzusetzen unabhängig(er) von internen/äußeren Einflüssen" zeichnet einen gesunden Läufer/ eine gesunde Läuferin aus. Mit dem Begriff ,,gesund" inkludiere ich die Aspekte 

*WISSEN, was ich tue

*WEITSICHT, über das, was ich tue

*WOHLWOLLEN mit mir und meinen (Lauf-)Tätigkeiten

 

Nicht ohne Grund beschreiben etliche LäuferInnen das Laufen als eine Art der Meditation und geben zum Besten, dass sie durch die Laufaktivität vermehrt auf körpereigene Signale achten und darauf eingehen können.

 

Ausführung/ Nachbereitung/ Interpretation

Die Laufausführung beschreibt jene Aktivität mit welcher die meisten LäuferInnen starten. Um die erste Hemmschwelle zu nehmen und in's Tun zu kommen ist das ein essentieller, bedeutsamer Schritt, den es zu würdigen gilt! Toll, dass du mit dem Laufen startest und dir somit - ganz aktiv - etwas Gutes tun möchtest! Für all jene, die bereits laufen, empfehle ich die beiden ersten Prozesskategorien zu beachten um auch weiterhin gesund laufen zu können. 

 

Immer stärker dringt der Hype um Langdistanzen und Ultras in die Laufszene ein. Inzwischen ist der Marathon zu einer Art Kurzdistanz verschrien und 100 Kilometer Bewerbe der neuste Shit, den es auszuführen gilt wenn man denn dann noch Aufsehen und soziale Anerkennung erlangen möchte. Mit einem Marathon funktioniert das leider nicht mehr so einfach, sorry!

Versteht mich nicht falsch, auch in mir löst der Gedanke an ein derartiges Rennen Faszination und Euphorie aus. Einen ,,Hunderter" ohne entsprechende spezifische Vorbereitung und persönliche, intrinsische Motivation zu laufen empfinde ich aus einer Trainingsperspektive jedoch schlicht und ergreifend dumm - womit ich zu meinem nächsten Punkt überleiten möchte:

 

* FÜHRE DEIN TRAINING SO AUS, DASS..es einen Nutzen für dein jeweiliges Ziel hat. Wie du schnell bemerken wirst, stehen somit alle drei Prozesskategorien in einer Wechselwirkung miteinander und bedingen sich gegenseitig.  

 

*REFLEKTIERE das, was du tust und hinterfrage es stetig kritisch. Nur so erkennst du deinen Fortschritt, mögliche Herausforderungen und sich einschleichende Problematiken.

 

Ich wünsche euch viel Freude beim Laufen!

 

Eure Sarah

 

 

 

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